Samstag, 10. Februar 2018

f*ck you, society.

Ich muss jetzt einfach mal was loswerden. Und mir ist klar, dass dieser Post überhaupt nichts mit Büchern zu tun hat und vermutlich auch sehr viel Kritik bekommen wird. Aber das ist mir egal.



So viele Menschen sagen immer, dass die heutige Zeit die beste ist, dass es früher schlimmer war und wir uns glücklich schätzen können, dass wir das damals nicht miterleben mussten. Sei es nun Krieg und Krankheit oder Ausbeutung und Sklaverei. Was auch immer. Und dem will ich auch gar nicht widersprechen, natürlich leben wir in einer ... sagen wir mal angenehmen Zeit. Das Leben wurde bequem und einfach, die Menschen wurden dick und faul. Natürlich, denn wer geht denn schon gerne in den Supermarkt, wenn er sich sein Essen auch ganz bequem vom Sofa aus bestellen kann? Wer braucht schon Freunde, wenn er mit seinem Handy reden kann? Und wer verlässt schon das Bett, um die Heizung einzuschalten, wenn er das auch per Sprachsteuerung tun kann? (Übrigens, wenn ihr meine Meinung dazu ein bisschen besser verstehen wollt, seht euch diesen Post an).

Ich komme vom Thema ab. Denn der Punkt ist, auch wenn diese Zeit in der wir leben so wunderschön einfach und unkompliziert ist, so hat sie dennoch einen gewaltigen Nachteil. Die Gesellschaft. Ich weiß, viele Menschen beschweren sich, wenn man Probleme verallgemeinert und sie auf "die Gesellschaft" schiebt, damit man niemanden direkt ansprechen muss. Und wer oder was ist schon "die Gesellschaft"? Meine Meinung? Jeder. Jeder Mensch gehört zur Gesellschaft, ob er nun will oder nicht. Und in dieser Gesellschaft gibt es Regeln und Normen, die zwar ungeschrieben sind, die man aber befolgen muss, wenn man dazugehören will. Wer das nicht tut, wird als Einzelgänger, als sonderbar, abgestempelt und vergessen.
Ich persönlich finde das nicht schlimm. Ich mag Leute, die anders sind, die einzigartig sind und sich vom Rest der Masse abheben. Wie einmal ein mir sehr wichtiger Schauspieler gesagt hat: "I want to live in a world where the word "normal" is an insult." Zu Deutsch: Ich möchte in einer Welt leben, in der das Wort "normal" eine Beleidigung ist. Das ist auch ein Wunsch von mir, aber ich weiß, dass das niemals möglich sein wird. Denn wer heutzutage als nicht-normal auffällt, der gilt als Freak.

Doch was ich persönlich am Schlimmsten finde: dass wir trotz der vielen Fortschritte im Bereich des Denkens dennoch mit Vorurteilen aufwachsen. Niemand ist von Geburt an rassistisch, homophob, sexistisch oder sonst etwas. Das wird uns beigebracht, wenn auch nicht aktiv. Und ich finde es schrecklich, wenn ein Mädchen alleine am Bahnhof vorbeigeht und Angst bekommt, nur weil sie zwei dunkelhäutige Jungs dort sitzen sieht. Oder wenn ein Junge sich traurig und unverstanden in seinem Zimmer einsperrt und versteckt, weil er Angst hat, sich zu outen.
Sie kennt die Geschichten aus dem Fernsehen und weiß, dass alle Jungs mit dunkler Haut Vergewaltiger und Mörder sind.
Er hat miterlebt, wie seine Mitschüler bei anderen reagiert haben, die sich geoutet haben. Er hat Angst, selbst in der Opferrolle zu enden. Deshalb versteckt er sich in seinem Zimmer. Vor der Gesellschaft.

Und ich hasse es, dass so viele heutzutage noch so denken. Ich hasse es, dass wir trotz allem solche Vorurteile haben. Und am meisten hasse ich es, dass wir es nicht einfach abstellen können.

Ich weiß noch, wie ich damals mit acht oder neun Jahren in der Schule saß, und bei dem bloßen Gedanken daran, dass ich mich vielleicht später einmal in ein Mädchen verlieben könnte, Angst bekommen habe. Denn obwohl ich noch ein Kind war und keine Ahnung von der Welt hatte, wusste ich einfach, dass das nicht normal gewesen wäre, dass das unnatürlich und ich ein Außenseiter geworden wäre. Und jetzt frage ich euch: in was für einer Welt leben wir, dass ein Kind sich über so etwas Gedanken machen muss? Dass es davor Angst haben muss?

Es hat sich herausgestellt, dass ich nicht auf Mädchen stehe. Aber ich habe auch nichts gegen Menschen, die anders orientiert sind. Mein bester Freund zum Beispiel hat sich vor drei Jahren geoutet, und das hat an unserer Freundschaft rein gar nichts verändert. Wenn überhaupt sind wir noch enger geworden und ich bin heute noch stolz auf ihn. Denn auch er hatte Angst davor.

Und deshalb meine Botschaft an euch: lasst euch nicht sagen, was richtig und was falsch ist. Trefft eure eigenen Entscheidungen, bildet euch eure eigenen Urteile. Und wenn das alles nichts hilft, dann behaltet eure Meinung einfach für euch, bevor ihr noch jemanden unnötig verletzt.





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